Grusswort des Schirmherrn der Dudelsack-Akademie
In der gälischen Tradition Schottlands gibt es eine Bewandtnis aus dem 17. Jahrhundert. Einer der herausragendsten Dudelsackspieler des berühmten MacCrimmon-Clans ging seinerzeit nach Irland, um dort sein Musikstudium zu vollenden. Viele Barden Schottlands taten es ihm gleich und bemühten sich ebenfalls um einen regen kulturellen Austausch mit ihren irischen Nachbarn um das eigene Wissen zu vertiefen. Dieser Wissensaustausch ist nur mehr als logisch, wenn man sich die Gemeinsamkeiten der beiden gälischsprachigen Nationen ins Gedächtnis ruft.
Die einstmals wunderbare Metamorphose der verschiedenen Aspekte der gälischen Künste ist heutzutage fast gänzlich verschwunden, Grenzen sind gezogen worden, jedes Element wird isoliert betrachtet. Dies trifft insbesondere auf Pibroch zu, eine Musikform, die über die letzten Jahrhunderte immer mehr von Competitions abhängig wurde.
Der Preis, der hierfür bezahlt wurde, ist der Verlust künstlerischer Freiheit. Im Vermitteln von Musik spielte Imitieren zunehmend eine größere Rolle als Interpretieren. In diesem Zusammenhang hat sich mit der Zeit auch die eigentliche Rolle der Musik immer mehr verändert: eine einstmals funktionalen Musik, die bestimmte Aufgaben innerhalb der gälisch-sprachigen Gesellschaft erfüllte, entwickelte sich zu einer Art Kunstform.
Die Dudelsack-Akademie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die verschiedenen Aspekte der gälischen Traditionen Schottlands und Irlands als kommunikatives Miteinander neu zu vermitteln. Darüber hinaus sollen auch die Dudelsacktraditionen des europäischen Festlandes neu zu Gehör gebracht werden.
Über eine "technische Beherrschung" des Instruments hinaus, ist das Dozententeam der Akademie bemüht, auch die Kreativität seiner Schülerinnen und Schüler anzuregen und sie auf ihrem Weg zu begleiten, sich selbst als Musikerinnen und Musiker mit dem je eigenen, persönlichen Hintergrund wahrzunehmen.
Allan MacDonald